Diplom: Fragmente

Der Begriff Fragment bietet den Startpunkt, die Methode und die Weltanschauung, für diese Arbeit.

 

Ein Fragment ist ein Bruchstück von etwas Vergangenem oder etwas „noch“ Unvollständigem. Daraus entsteht die Idee des Wandels, als eine den Dingen innewohnende. Ein Fragment fordert ein Davor und ein Danach, eine Geschichte und eine Zukunft, eine Umwelt und eine eigene Identität. Ein Ding wird so nicht als etwas Statisches, Absolutes und Individuelles betrachtet. Sondern als etwas Vergäng- liches, dem Wandel unterworfenem und mit seiner erzeugten Umwelt verbundenem. Man sieht das Ding demzufolge nicht als allein stehend, sondern im Wechselspiel mit der sich durch Abgrenzung ergebenden Umwelt. Man sieht wie es sich mit der Umwelt ordnet, verbindet bzw. trennt, Identität annimmt und ändert.

 

Aus dieser Perspektive verstehen sich Dinge als immer nach Vollkom- menheit und Verstädnis suchend. Es ist aber die Unvollkommenheit und das Unverständliche, welche die Dinge in Bewegung hält.

Manifest
Atmosphärisches Bild
Typologischer Grundriss - Base
Grundriss - Base und Infill
Längsschnitt - Base und Infill
Phantomzeichnungen - Park Crescent, London

Wir haben alles

„Hallo. Ich bin Ergin. Mir gehört der kleine Gemüseladen im Erdgeschoss hier im Haus. Kommen Sie doch mal vorbei, wir haben eine große Auswahl von täglich frischer Ware, jeder Menge Getränke und auch leckere Süßigkeiten. Wir haben alles und wir haben nicht alles. Eigentlich aber haben wir alles. Vor acht Jahren wohnte ich mit meiner Familie im zehnten Stock. Als wir einzogen, haben wir uns eine Hochebene eingebaut, so konnten alle unsere Jungs ein eigenes Zimmer haben und es war nicht viel Arbeit, weil jede Säule hier im Haus hat diese Vorsprünge, dass man relativ einfach noch einen weiteren Boden einbauen kann. Aber meine Frau und ich haben uns letztes Jahr getrennt, so läuft das Leben. Wir konnten einfach ein paar Quadratmeter weniger mieten und ich bin ausgezogen. Um nicht zu weit entfernt von unseren Jungs zu wohnen, habe ich eine Parzelle im fünften Stock gemietet – ein gemütliches kleines Apartment. Von Eheleuten zu Nachbarn. Etwas ungewohnt, aber mittlerweile klappt es ganz gut. Früher waren wir oft auf der Dachterrasse, da kann man im Sommer grillen und man hat es nicht weit zum Picknicken. Jetzt treffe ich mich sonntagnachmittags oben auf dem Dach mit drei Freunden, die ebenfalls im Haus wohnen und wir spielen, wenn es das Wetter zulässt, Boules. Neben meinem Gemüseladen habe ich eine große Leidenschaft: Ich sammle Möbel, da braucht man viel Stauraum. Im Haus habe ich gerade zwei Lagereinheiten gemietet. Mein Traum ist es, eines Tages ein großes Möbelgeschäft zu haben. Vielleicht sogar so groß wie das Restaurant im dritten Stock. Ich glaube die haben sieben Einheiten gemietet, das sind fast 500 Quadratmeter. Naja, die Hälfte würde ja auch reichen. Und dann zeige ich das Geschäft meiner Frau. Äh, ich meine Ex-Frau.“