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Plus Minus

Das Projekt Plus Minus beschäftigt sich mit der Erfahrung der Quarantänezeit innerhalb unserer Klasse. Jede Woche wurde einem Kommilitonen die Fragen gestellt, “Was bringt dich durch die Isolation?” und “Was fällt dir besonders schwer in der Isolation?”.  So mussten wir jede Woche die Antworten illustrieren und trugen dazu bei, trotz Distanz, ein gemeinsames Quarantänetagebuch zu erstellen. Dabei sind 450 individuelle Illustrationen entstanden, wovon wir die zehn besten Tagebucheinträge von jedem präsentieren.

HYDRID

Die Globalisierung in unserer modernen Gesellschaft hat dazu geführt, dass Produktionsketten immer weiter voneinander gelöst sind. Jeder Zwischenschritt wird an einem anderen Ort gesetzt. Um dies zu ermöglichen braucht es eine enorme Transport- und Lagerlogistik. Der Kunde selbst weiß oft nicht, was hinter dem Produkt steckt. Das Entwurfskonzept “Hydrid” beschäftigt sich mit der Relokalisierung der Produktion von Lebensmitteln. Lebensmittel werden heutzutage sogar dann importiert, wenn eine lokale Produktion möglich wäre, oft sind diese Produkte dann sogar noch billiger, als das lokal produzierte. Das bedeutet, dass in anderen Ländern, weit entfernt vom Verbraucher Naturflächen, wie Wälder und Wiesen zu Äckern umgewandelt werden, die mit Pestiziden versetzt das Grundwasser verschmutzen. Da in anderen Ländern andere Regelungen für die Anwendung von Pestiziden gelten, diese also vom lokalen Verbraucher nicht beeinflussbar sind, kann er seinen ökologischen Fußabdruck nur mit dem Kauf des lokal produzierten Produkts verkleinern. Doch wie kann eine landwirtschaftliche Produktion in den städtischen Kontext von Berlin Tegel involviert werden, sodass möglichst kein Transport mit CO2 Emissionen stattfindet? Wie könnte eine Symbiose zwischen Büro und landwirtschaftlicher Produktion aussehen?

 

Im vorangegangenen Researchprojekt entwickelte sich die Erkenntnis, dass eine gute Aussicht den Arbeitsplatz deutlich aufwertet. Darauf aufbauend stellte sich im nächsten Research die Frage, wie ein Volumen von 100 m3 ausreichend belichtet werden kann, sodass eine Büronutzung möglich ist. Dabei wurde die Idee der Aussichtsgenerierung weiterentwickelt: Ziel ist es eine Landschaft zu kreieren, die möglichst vielfältige Aussichten ermöglicht. Die Tageslichtoptimierung funktioniert über Atrien, die in die organische Form eingreifen. Die Anordnung der Atrien (zwei große Südatrien, drei kleine Nordatrien) entspricht der optimalen Tageslichtzufuhr im Innenraum. Dadurch entstehen nicht nur Blickbezüge in den Außenraum, sondern auch in den Innenraum, zwischen verschiedenen Ebenen und Nutzungen. Es entsteht ein Feld der Kommunikation und Interdisziplinarität. Im Büroinnenraum entstehen verschiedene Arbeitsplatzsituationen: Ruhigere Arbeitsplätze sind jeweils am Rand, der Fensterfront angeordnet und blicken jeweils nach außen oder in Richtung der Atrien. Im inneren Bereich sind Gruppenarbeitsplätze angeordnet, die jeweils den gesamten Raum überblicken. Es gibt außerdem bequemere Sitzgelegenheiten und abgeschlossene Raumeinheiten für Meetings oder das konzentrierte Arbeiten und Telefonieren. Um diese geschlossenen Einheiten sind Schreibtische angeordnet, die von beiden Seiten nutzbar sind und entsprechend auch die Möglichkeit bieten ein weniger aufregendes Blickfeld zu haben.

 

Ein weiteres Gestaltungsthema des Entwurfs ist die Kombination von Erschließungsflächen und landwirtschaftlicher Nutzfläche. Erschließungsflächen sind normalerweise diejenigen Flächen, die die kürzeste Nutzungszeit aufweisen, sind also entsprechend ineffizient. Es gilt also diese Nutzungsszeit zu verdichten, um ein ökologisch vertretbares Gebäude zu schaffen. Die landwirtschaftliche Produktion hat eine 24/7 Nutzungszeit, steigert also die der Erschließung deutlich. Die Erschließung teilt sich auf in private und öffentliche, wobei auch entsprechend unterschiedliche Arten der Hydrokulturen für die landwirtschaftliche Produktion zum Einsatz kommen. Die Erschließungskerne sind kombiniert mit einer Plant Factory. Hier werden die Pflanzen vollständig künstlich beleuchtet und belüftet. Dadurch können die Pflanzen sehr viel schneller wachsen. Der Strom für die Beleuchtung wird durch Solarpanele auf dem

Dach generiert, das Wasser wird ebenso über das Dach aufgefangen und gefiltert. Durch die vertikale Stapelung der Paletten wird Platz eingespart, was die Flächennutzung gegenüber dem herkömmlichen Landbau deutlich optimiert. Wichtig ist bei Plant Factories, dass das Kosten-Nutzen Verhältnis ausgeglichen ist. Daher werden bisher nur Kräuter und Salate in diesen angepflanzt, da sie die  gesamte eingeführte Energie in Essbares umwandeln. Aus diesem Grund wird die Plant Factory durch die Atrien, die als Gewächshäuser funktionieren, ergänzt. Dabei gibt es Nord- und Südatrien, in denen jeweils unterschiedliche Gemüse wachsen (Sommer- und Wintergemüse). Des Weiteren dienen die Atrien als thermische Pufferzone für die Büros. Über die Atrien können die Büros natürlich belüftet werden, sodass keine künstliche Klimaanlage nötig ist. Die Südatrien sind außerdem die öffentliche Erschließung der Dachterrasse, können auch als Arbeitsplatz genutzt werden und sind entsprechend Treffpunkt zwischen den Büros.

 

Die Lebensmittel, die im Gebäude erzeugt werden, werden mittig im Erdgeschoss gelagert und von dort verteilt. Auf diese Weise entstehen kürzeste Transportwege, außerdem ist das Lager nicht versteckt, sondern ist steht im Zentrum der Aufmerksamkeit und ist von Außen einsehbar. In den links und rechts im EG angeordneten Food Halls bieten Marktstände dann die Lebensmittel und Speisen an, hier kommen alle Arbeitenden und Studierenden zusammen. Über dem Lager ist außerdem ein Kongresssaal und eine Bibliothek angeordnet, die die Funktionen des Büroalltags erweitern sollen. Auf der Dachterrasse befinden sich eine Kita und ein Sommer-Café, die wiederum für mehr Vielfalt in der Nutzung, als auch die der Nutzer erweitert.

 

Auch der Umgang mit dem öffentlichen Raum ist Thema des Entwurfs. Das Erdgeschoss mit den Food Halls, wie auch die Atrien und die Dachterrasse sind vollständig für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Bezug auf den derzeitigen Umgang mit öffentlichem Raum und der zunehmenden Privatisierung ist hier eine Haltung einzunehmen. Schlussendlich wird auch auf diese Weise dafür gesorgt, dass möglichst  viel Austausch zwischen verschiedensten Disziplinen, Altersgruppen und damit Denkweisen ermöglicht wird.