Living 4.0
Transformation des Dreischeibenhauses zu einem hybriden Space Sharing High Rise, schematische Darstellung von Nutzungsszenarien im Querschnitt
Funktionslegende
Transformation des Dreischeibenhauses zu einem hybriden Space Sharing High Rise in drei Zeitintervallen, schematische Darstellung von Nutzungsszenarien im Längsschnitt
Transformation des Dreischeibenhauses zu einem hybriden Space Sharing High Rise, schematische Darstellung der Nutzungsvielfalt im Querschnitt
Transformation des Dreischeibenhauses zu einem hybriden Space Sharing High Rise, schematische Darstellung der Nutzungsvielfalt im Längsschnitt

Case Study Living 4.0 #7

SPACE SHARING TRANSFORMATION THYSSEN HOCHHAUS, DÜSSELDORF, DE

 

Nach der Analyse des Dreischeibenhauses im Bestand wird im letzten Schritt die Transformation zum hybriden Space Sharing Gebäude untersucht. Hierfür werden analog zur Transformation der Unité d’Habitation die zu Beginn gezeigten Arten des Space Sharings und ihre exemplarischen Nutzungsbeispiele herangezogen. So entstehen Nutzungscluster, die zur Befüllung der Gebäudehülle dienen und anhand schematischer Darstellungen Nutzungsszenarien aufzeigen. Nutzungscluster sind in diesem Zusammenhang als Funktionsüberlagerungen bzw. Verbindungen zu verstehen, die im Sinne von Space Sharing reell funktionieren könnten. Hierzu wurden vor allem aus den Beispielen der Arten des Space Sharings geschöpft (Siehe Beitrag: Case Study Living 4.0 – 01-05 Types of Space Sharing) und darüber hinaus weitere Nutzungscluster anhand der Funktionslegende erarbeitet.

 

Das Dreischeibenhaus ist ursprünglich als Büro- und Verwaltungsgebäude konzipiert, das seinen Namen der Gliederung in drei gegeneinander versetzte schmale Scheiben verdankt. Der Skelettbau mit seiner klar angeordneten Vorhangfassade aus Edelstahl, Aluminium und Glas umfasst in seiner Grundfläche insgesamt 35.000 Quadratmeter. Die mittlere Scheibe ist mit 96 Metern die höchste und beinhaltet 26 Geschosse. In der Fuge zwischen den Scheiben befinden sich die Erschließungsflächen und daran angegliedert liegt der Gebäudekern mit Aufzügen und sanitären Anlagen. Durch diese Anordnung werden die Verkehrsflächen stark minimiert und der Gebäudegrundriss ermöglicht nur eingeschränkt eine freie Aufteilung der Räume, insbesondere in den vorspringenden Endstücken und den obersten Geschossen der mittleren Scheibe. Dennoch lassen sich die Büroflächen sowohl zu Einzelbüros an den Fluren aufteilen bzw. können auch zu Großraumbüros, Sitzungssälen und Gemeinschaftsräumen zusammengefasst werden. Dank dieser Eigenschaft galt das Dreischeibenhaus lange Zeit als Prototyp einer neuen Bürohausarchitektur.

 

Wie zu Beginn erläutert wird nun im nächsten Schritt die Transformation des Dreischeibenhaus zum hybriden Space Sharing Rise betrachtet. Bei der untersuchten Transformation bleibt die ursprüngliche angedachte Gebäudestruktur mit 26 Geschossen in Skelettbauweise mit Vorhangfassade erhalten. Unverändert bleibt auch die vertikale Erschließung innerhalb des neu transformierten Dreischeibenhaus, sowie die Hauptverkehrsflächen zwischen den Scheiben. Vielmehr werden die Funktionen jeder Grundrissebene erweitert und in einer neuen Dimension nutzbar gemacht. Durch die Betrachtung der bereits vorgestellten Zeitintervalle (Nachts, Tags, Abends) findet eine vielfältige Überlagerung von Funktionen und NutzerInnen statt. Hierfür ist unter anderem eine Entkernung sowie die Entfernung nicht tragender Innenwänden notwendig, um eine flexible und freie Raumaufteilung zu ermöglichen. Die Installationsschächte entlang der bestehenden Erschließungskerne für Beispielsweise sanitäre Anlagen oder Gemeinschaftsküchen können weiterhin verwendet werden, da hier durch die Nutzung verschiedenster NutzerInnen bereits eine sehr hohe Flächeneffizienz aufgezeigt werden kann.

 

Das hybride Space Sharing Rise ermöglicht bei Betrachtung in drei Zeitintervallen eine komplette Flächenauslastung der Gebäudestruktur ohne Leerstand und bietet Raum für vielfältige Space Sharing Einheiten in unterschiedlichster Art, Größe und Konstellation, die durch unterschiedliche NutzerInnen und Nutzungen zu unterschiedlichen Zeiten genutzt werden können. So können beispielsweise klassische Büroräume tagsüber als Co-Working-Space und/oder als Verkaufsstätte, abends als Cafe und/oder Yogastudio und nachts als Produktionsstätte genutzt werden.

 

Nach der schrittweisen und empirischen Annäherung an die Forschungsfrage, wurden in den vorangegangenen Untersuchungen am Beispiel des Dreischeibenhauses, neben der Beleuchtung der Funktionsweisen von Space Sharing, vor allem der vorhandene Leerstand innerhalb der Zeitintervalle (Nacht, Tag, Abend) ersichtlich. Bei der weiteren Betrachtung wurde der Leerstand als größtes Potential für Space Sharing bewertet, da er Raum für eine multifunktiona­le 24-Stundennutzung bietet. Mittels der aufgezeigten Nutzungsüberlagerungen und Mehrfachnutzungen, die auch neue Verknüpfungen von Funktionen ermöglichen, entstehen so aus klassischen Bürogebäuden hybride und multifunktionale Space Sharing High Rises. Die aufgezeigte Intensivierung der Nutzungszeiten führt somit zu voll ausgenutzten Flächen ohne Leerstand und folglich zu einer Steigerung der Flächeneffizienz.

 

Abschließend kann der untersuchte Transformationsprozess von einer monofunktionalen Büromaschine hin zu einem hybriden und multifunktionalen Space Sharing High Rise als Entwicklung einer neuen Gebäudetypologie angesehen werden. Schließlich führt dieser Transformationsprozess zu einer bisher nicht bekannten heterogenen Nutzungsvielfalt und bietet Entwicklungspotenzial für unverwechselbare Standorte, die weitrechende und nachhaltige Innovationsimpulse für die Zukunft geben können.

Entstanden in

mit Prof. Mark Blaschitz, LBA Sarah Behrens, AM Ina Westheiden

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Edith Hemmrich (externe Beratung)