Living 4.0
Transformation der Unité d’habitation zu einer hybriden Space Sharing Unit, schematische Darstellung von Nutzungsszenarien im Querschnitt
Funktionslegende
Transformation der Unité d’habitation zu einer hybriden Space Sharing Unit, schematische Darstellung von Nutzungsszenarien im Längsschnitt in drei Zeitintervallen
Transformation der Unité d’habitation zu einer hybriden Space Sharing Unit, schematische Darstellung der Nutzungsvielfalt im Querschnitt
Transformation der Unité d’habitation zu einer hybriden Space Sharing Unit, schematische Darstellung der Nutzungsvielfalt im Längsschnitt
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Case Study Living 4.0 #5

SPACE SHARING TRANSFORMATION UNITÉ D’HABITATION, MARSEILLE, FR

 

Nach der Analyse der Unité d’habitation im Bestand wird im letzten Schritt die Transformation zum hybriden Space Sharing Gebäude untersucht. Als exemplarische Nutzungsbeispiele werden die zu Beginn gezeigten Arten des Space Sharings herangezogen. So entstehen Nutzungscluster, die zur Befüllung der Gebäudehülle dienen und anhand schematischer Darstellungen Nutzungsszenarien aufzeigen. Nutzungscluster sind in diesem Zusammenhang als Funktionsüberlagerungen bzw. Verbindungen zu verstehen, die im Sinne von Space Sharing reell funktionieren könnten. Hierzu wurden vor allem aus den Beispielen der Arten des Space Sharings geschöpft (Siehe Beitrag: Case Study Living 4.0 – 01-05 Types of Space Sharing) und darüber hinaus weitere Nutzungscluster anhand der Funktionslegende erarbeitet.

 

Die Unité d’Habitation ist ursprünglich als vertikale Stadt konzipiert, die allen menschlichen Anforderungen entsprechen und verschiedene Einrichtungen des täglichen Bedarfs integrieren sollte. Durch eine standardisierte Serienproduktion sollte ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit erreicht und ein erhöhter Wohnkomfort für eine breitere Masse ermöglicht werden.

 

Das Gebäude besteht aus 18 Geschossen, wobei sich anstelle des Erdgeschosses ein Freigeschoss mit Stützen befindet, die den Skelettbau aus Stahlbeton tragen. In dieser Ebene befinden sich auch die Aufgänge. Insgesamt sind 337 Maisonettewohnungen (jeweils zweigeschossig) ausgebildet: in einer Ebene die gesamte Gebäudebreite einnehmend, in der nächsten Ebene die Hälfte dafür mit Anschluss an die Mittelgangerschließung. So sind die Verkehrsflächen zur Erschließung der Wohnungen nur in jedem dritten Stockwerk nötig. In der siebten und achten Ebene befinden sich verschiedene Geschäfte, ein kleines Hotel und eine Wäscherei. Auf der begehbaren Dachterrasse sind ein Kindergarten, ein Freilufttheater und eine Sporthalle vorhanden, die wie die Geschäfte und das Café im Hotel frei zugänglich sind.

 

Bei der untersuchten Transformation der Unité d’Habitation zur hybriden Space Sharing Unit bleibt die ursprüngliche Gebäudestruktur mit 18 Geschossen in Skelettbauweise erhalten. Unverändert bleibt auch die vertikale Erschließung innerhalb der neu transformierten Unité d’Habitation, sowie die Hauptverkehrsflächen als Mittelgangerschließung in jeder dritten Ebene. Vielmehr werden die Funktionen jeder Grundrissebene erweitert und in einer neuen Dimension nutzbar gemacht. Durch die Betrachtung der bereits vorgestellten Zeitintervalle (Nacht, Tag, Abend) findet eine vielfältige Überlagerung von Funktionen und NutzerInnen statt. Um eine flexible und freie Raumaufteilung zu ermöglichen ist daher unter anderem die Entkernung des Gebäudes und die teilweise Entfernung nicht tragender Innenwände sinnvoll. Da die Versorgungsflächen wie Bäder oder Küchen in den meisten Einheiten für eine höhere Flächeneffizienz entfallen sollten, sind ebenfalls neue Installationsschächte entlang der bestehenden Erschließungskerne für Beispielsweise sanitäre Anlagen oder Gemeinschaftsküchen notwendig.

 

Die hybride Space Sharing Unit ermöglicht so eine komplette Flächenauslastung der Gebäudestruktur ohne Leerstand. So werden aus den ursprünglichen 337 Appartements vielfältige Space Sharing Einheiten unterschiedlichster Art, Größe und Konstellation mit unterschiedlichen NutzerInnen und Nutzungen zu unterschiedlichen Zeiten. So kann beispielsweise eine Wohnung nachts zum Schlafen, tagsüber zur Betreuung von Kindern oder Senioren und abends als Ort für Reha- oder Kinder-Sport genutzt werden kann.

 

Anhand der schrittweisen und empirischen Annäherung an die Forschungsfrage, wurden in den vorangegangenen Untersuchungen am Beispiel der Unité d’habitation, neben der Beleuchtung der Funktionsweisen von Space Sharing, vor allem der vorhandene Leerstand innerhalb der Zeitintervalle (Nacht, Tag, Abend) ersichtlich. Bei der weiteren Betrachtung wurde der Leerstand als größtes Potential für Space Sharing bewertet, da er Raum für eine multifunktiona­le 24-Stundennutzung bietet. Mittels der aufgezeigten Nutzungsüberlagerungen und Mehrfachnutzungen, die auch neue Verknüpfungen von Funktionen ermöglichen, entstehen so aus Wohnmaschinen hybride und multifunktionale Space Sharing Units. So kann die aufgezeigte Intensivierung der Nutzungszeiten zu voll ausgenutzten Flächen ohne Leerstand führen und folglich zu einer Steigerung der Flächeneffizienz.

 

Abschließend kann der untersuchte Transformationsprozess von einer monofunktionalen Wohnmaschine der Unité d’Habitation hin zu einer hybriden und multifunktionalen Space Sharing Unit als Entwicklung einer neuen Gebäudetypologie angesehen werden. Schließlich führt dieser Transformationsprozess zu einer bisher nicht bekannten heterogenen Nutzungsvielfalt und bietet Entwicklungspotenzial für unverwechselbare Standorte, die weitrechende und nachhaltige Innovationsimpulse für die Zukunft geben können.

Entstanden in

mit Prof. Mark Blaschitz, LBA Sarah Behrens, AM Ina Westheiden

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Edith Hemmrich (externe Beratung)