Kunsttechnologische Untersuchung einer Zeichnung Dürers am Kupferstichkabinett Berlin

Kunsttechnologische Zeichnungsuntersuchung am Beispiel von Werken Albrecht Dürers

Albrecht Dürers Zeichnungen faszinierten bereits seine Zeitgenossen und legen bis heute Zeugnis ab von seiner enormen künstlerischen Kreativität, seinen vielseitigen Interessen und Begabungen sowie nicht zuletzt von einer meisterlichen Materialbeherrschung. Er nutzte die traditionellen Techniken des Zeichnens mit der Kielfeder in Kombination mit Tinten bzw. Tuschen, brachte den bereits fast aus der Mode gekommenen Silberstift zum Einsatz, schuf mit Wasserfarben Naturaufnahmen und Tierstudien von größter Realitätsnähe und bediente sich außerdem der zu seiner Zeit in Mode kommenden breitzeichnenden Stifte, Kreide bzw. Kohle, die mit ihrem kraftvollen Strich auch größere Formate erlaubten. Als Träger dienten ihm außer weißem Papier auch eigens elfenbeinfarben, grau oder farbig grundierte Papiere sowie blaues Naturpapier und gelegentlich wohl auch Pergament.

 

Nach rund fünfhundert Jahren und einer Dürers Bedeutung entsprechenden immer wieder intensiven Beforschung seines zeichnerischen Œuvres könnte man meinen, dass jedes Detail bekannt, alle Werke ausführlich betrachtet und beschrieben seien. Bei einer intensiven Auseinandersetzung mit ausgewählten Originalen zeigt sich jedoch, dass materialtechnologische Aspekte in der Vergangenheit oft nicht in der heute, dank neuer Methoden und moderner restauratorischer Ausbildungsstandards ermöglichten Intensität betrachtet und untersucht wurden. Das Vorhaben dieser Arbeit ist es mit dem materialtechnisch geschulten Auge und analytischen Instrumentarium des Restaurators einen Überblick über Dürers Materialeinsatz und Technik zu geben und anhand von Einzelfallstudien tiefere Werk- und Materialanalysen vorzustellen, die teils zu einem besseren Werkverständnis, teils zu einer grundsätzlichen kunstwissenschaftlichen Neubewertung führen.