Atelierarbeit

turning rocks

Schwerpunkte sind immanent in unserer physischen Welt. Jedes Objekt, das uns umgibt, und auch wir selbst haben einen Schwerpunkt. Er ist entscheidend für die Lage von Objekten im Raum und formt die Welt, in der wir uns bewegen. Wir Menschen sind sehr gut darin, ihn zentral über unseren Beinen zu halten, ansonsten wären wir nicht in der Lage, aufrecht zu stehen oder gar zu gehen. Man könnte sagen, dass jedes physikalische Objekt auf seinen Schwerpunkt reduziert werden kann und sich somit die Gesamtheit des Objekts in diesem Punkt befindet, der theoretisch bis zur unteren Grenze der Planck- Längen definiert werden kann (Planck-Längen beschreiben die Grenzbereiche des physikalisch Messbaren).

 

Das Außergewöhnliche, fast schon Unvorstellbare daran ist, dass sich dieser Punkt noch nicht einmal in dem Objekt selbst befinden muss. Er kann sich auch unsichtbar im Raum befinden und verlagert werden. Man stelle sich nur einen Donut vor, dessen Schwerpunkt sich in der Mitte des gedachten Kreises befindet, in der physisch gar kein Donut vorhanden ist.

 

Dies ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass es Dinge gibt, die immanent sind, aber sich in der Regel unserer Wahrnehmung entziehen. Wir leben in einer Welt des Unvorstellbaren, die unser Gehirn soweit vereinfacht, dass wir in ihr leben und Bruchteile von ihr erfahren können. Bei besonders schweren Objekten ist die Konzentration am Schwerpunkt größer und dementsprechend nimmt er einen größeren Stellenwert ein. Daraus resultiert die Idee und Materialwahl des Entwurfs. Schwere Steine werden zunächst auf Stahlzylindern mit kleiner werdenden Durchmessern nach und nach ausbalanciert, um die Lage des Schwerpunkts einzugrenzen und zu ermitteln. Anschließend wird ein Loch gebohrt, das über den Schwerpunkt hinausgeht und den späteren Auflagepunkt oberhalb von jenem verlagert. Eine Stahlachse wird in das Loch eingepasst. Sie bildet den Fuß, auf dem der Stein später steht.

 

Das Resultat sind vom Boden losgelöste, zu schweben scheinende Steine. Ihre Massivität erfährt eine Auflösung, die vor allem dadurch unterstrichen wird, dass sich die Steine mit minimalem Kraftaufwand drehen lassen. Das Schwere wird zum Leichten. Eine halbe Tonne in Bewegung zu versetzen wird zur Fingerübung, die sogar von einem Kleinkind bewältigt werden kann.

Entstanden in

mit Prof. Uwe Fischer, Prof. Uwe Fischer

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85 cm × 52 cm × 39 cm

‚Places to be‘ , fondation Martell, Cognac, Frankreich

https://www.fondationdentreprisemartell.com/en/