Bei dieser Arbeit sind zwei verschiedene Ansätze zusammengefasst, selbst wenn sie auf den ersten Blick grundverschieden sein mögen.
Ich sehe einen Reiz darin, Parallelen zwischen ihnen zu erkennen. Durchleuchtete Marmorplatten und ausgeleuchteter Nebel werden einander gegenübergestellt. Bei beiden geht es darum, den Dingen einen Rahmen zu geben und ihr Wesen hervorzuheben, das sich so zeigen darf, wie es ist. Der Marmor ist ein Bild des Erstarrten, Verdichteten – der Nebel ein Bild des Flüchtigen, sich Auflösenden. Obwohl das eine starr und das andere dynamisch ist, werden in beiden Fällen Momente geschaffen, die unübersehbare Ähnlichkeiten aufweisen. In beiden Fällen sind unterschiedliche Konzentrationsverhältnisse für die Erscheinung ausschlaggebend. Schwache Konzentrationen werden vom Licht leichter durchdrungen und erscheinen heller, starke hindern das Licht am Durchdringen und wirken dadurch dunkler.
Die Marmorplatten sind für mich eine Manifestation von Spuren der Zeit, auf die in Form eines Bildes aufmerksam gemacht werden will. Feinkristalliner Marmor, z. B. Estremoz, ist lichtdurchlässig aufgrund seines hohen Quarzanteils. Bei den gerahmten Steintafeln wird diese Qualität bewusst eingesetzt und hervorgehoben. Durch gezielte Hinterleuchtung der Platten findet ein Wandel statt, bei dem sich die Erscheinung des Estremoz von sanften Rosatönen bei Tag zu glühenden Orangetönen bei Nacht ändert. Gezeigt werden zwei Tafeln aus Estremoz und eine Tafel aus Hell T, einem türkischen Marmor, der eine sehr deutliche Schichtmarmorierung aber keine vergleichbare Lichtdurchlässigkeit aufweist. Es ist ein Blick auf etwas, das vor schätzungsweise 100 Millionen Jahren seinen Ursprung fand und sich uns jetzt in einer solchen Klarheit offenbart.
Im Gegensatz dazu der Nebel, der für mich als Metapher für Veränderung steht und auf den Moment aufmerksam machen will. Er wird in einen von Licht durchfluteten Rahmen geblasen, in dem er sich anschließend frei entfalten kann und beobachtet werden darf. Man erkennt nicht nur die Immanenz des Nebels, sondern auch die des Lichts, das ihn ausleuchtet. Die Infrarotstrahlung erwärmt die Luft, die den Nebel auf ihrem Weg nach oben mitzieht und dadurch kontinuierlich in Bewegung hält. Unterschiedliche Konzentrationen des Nebels offenbaren unterschiedliche Wellenlängen des Lichts. So erscheint er mal grünlicher und mal bläulicher. Das Bild befindet sich vom Moment, in dem der Nebel den Raum durchdringt, bis zu dem Moment, in dem er sich wieder vollkommen aufgelöst hat, in einem Zustand der Veränderung und soll auf die Vergänglichkeit des Moments aufmerksam machen.