Eine Gruppenausstellung der Klasse Prof. Christian Jankowski
Wie alle anderen Studierenden standen wir aus Infektionsschutz- Gründen mit unserer wichtigsten Präsentation des Jahres, dem Rundgang 2020 der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, entweder auf der Straße oder ausschließlich im digitalen Raum. Außer uns gab es jedoch noch andere Verlierer der Krise, weswegen wir mit unserem Konzept eine Win-Win- Situation hergestellt haben. Wir bezogen die ebenfalls stark von der Krise betroffene Hotelbranche als alternativen Ausstellungsort in unser Konzept ein und konnten dabei das namenhafte JAZ in the City Hotel im Herzen von Stuttgart für uns gewinnen. Alle 13 Künstler bezogen für einen Tag ein Hotelzimmer und installierten ihre individuellen Raumkonzepte. In der darauffolgenden Nacht luden wir von uns ausgewählte Gäste ein, darin zu übernachten. Als einzige Zeugen dieses einzigartigen Ausstellungsformats, baten wir sie, die Eindrücke ihres Abends und des Kunsterlebnisses schriftlich festzuhalten.
Dass das Hotel sich als künstlerischer Schauplatz eignet, beweisen bekannte Werke wie beispielsweise die fotografisch-performativen Arbeiten Sophie Calles, Kippenbergers Zeichnungen auf Hotelpapier, oder auch die zahlreichen Legenden die sich um das weltberühmte Chelsea Hotel in New York ranken. Auch in Filmklassikern wie “The Shining”, „Lost in Translation“ und „In the Mood for Love“ findet sich das Hotel als essentieller Handlungsraum wieder. Auf dem Digitalem Rundgang wird ein Film gezeigt, in dem alle Hotelzimmer mit den jeweiligen Kunstwerken der Künstlerinnen und Künstler zu sehen sind. Die Erlebnisberichte der Gäste werden von den Künstlern zitiert. Zusätzlich sind über Youtube-Video-Links, 360°Videoaufnahmen von den einzelnen Hotelräumen zugänglich, die es dem Betrachter durch Bewegung seines Bildschirms ermöglichen, die Zimmer virtuell selbst zu begehen.
„Art inclusive“ reagiert auf die coronabedingten Restriktionen mit einem heterotopischen Ausstellungskonzept, das mit der An- und Abwesenheit der „Gastgeber“ und ausgewählten „Gästen“ spielt. Im Stuttgarter Hotel JAZ installierten die einzelnen Studierenden in 13 Zimmern tagsüber individuelle Raumkonzepte, in denen dann die eingeladenen Gäste übernachten durften. Als Gegenleistung mussten diese die jeweiligen Arbeiten schriftlich kommentieren. Diese Kommentare wurden wiederum von den Künstler/innen am nächsten Tag vorgelesen und als Performance Teil der Dokumentation.
Neben den temporären Interventionen überzeugte die Jury besonders das Konzept von „Host“ und „Guest“ und die Wahl des Hotels als temporären Erfahrungsort. Eindringlich werden so Muster und Motive von Öffnung/Schließung und Übertragung aktiviert und im virtuellen Rundgang zu einem filmischen Cluster verzahnt. Durch dieses polymorphe Geflecht gelingt es den Studierenden der Klasse Jankowski, vielfältige Reflektionen auf das Genre des Hotelfilms und das Hotel als künstlerischen Handlungsort zu triggern.