Grundlagen der Gestaltung

Grundlagen der Gestaltung in Architektur und Industrial Design

 

Erst die Wissenschaft der Neuzeit hat aus dem Experiment eine kontrollierte Anordnung erstellt, die ein Ergebnis produziert, um Behauptungen zu bestätigen oder zu widerlegen. Die ästhetische Vorgehensweise kann helfen, Forschung und Experiment wieder als zweckfreie Erkenntnistätigkeiten zu verstehen, die neues Wissen produzieren.

Es gilt daher, bei der Ausbildung zukünftiger Generationen auch Freiräume zu schaffen, die Konvention und Zweck ausblenden, um unkonventionelle Denk- und Schaffensprozesse einzuleiten.

 

Vor diesem Hintergrund versteht sich die Klasse Grundlagen der Gestaltung in den Studiengängen Architektur und Industrial Design als Inkubator, der den Studierenden des ersten Studienjahres einen geborgenen Raum für diese ersten, intuitiv-gestalterischen Schritte bietet, diese aber gleichzeitig im Laufe des Jahres zu radikalisieren und konkretisieren vermag. Durch zweckfreies, intuitives und initiierendes Spiel am Material werden die Studierenden frei von der Nötigung der Bestimmbarkeit, des instrumentellen Handelns, und ihrer Pflichten. Erst durch das Spiel, das Experimentieren, das Beobachten und das Erfassen legitimiert sich ihre Tätigkeit im Prozess und manifestiert sich in Form neuer Fragen und Ansätze ihrer eigenen Praxis.

90 Gramm, Weiß – Formstudien aus Papier

Einfaches, weißes Kopierpapier ist ein typisches Allerweltsprodukt. Als vermeintliches „Material ohne Eigenschaften“ ist es vielleicht nicht die erste Wahl, wenn es um die Gestaltung komplexer und spektakulärer Objekte geht. Dafür ist es aber in Corona-Lockdown-Zeiten wohl in jedem Haushalt verfügbar. Die Studierenden haben sich über mehrere Entwicklungsphasen hinweg dem weißen A4 Kopierpapier intensiv und ausdauernd angenommen. Der primäre Fokus lag auf der Formfindung und Entwicklung. Die entstandenen Papierobjekte sollten sich entweder als eine Hülle oder als ein Gefäß verstehen. Darauf folgend übertrugen die Studierenden ihre Unikaten in digitale Schnittmuster, die sie innerhalb der Grundklasse weiterreichten, gegenseitig nachbauten und nochmals weiterentwickelten. Die kühle Strenge der weißen Objekte wurde im finalen Schritt durch farbige Varianten ergänzt, um den individuellen Formen und Charakteren der Objekte stärkeren Ausdruck zu verleihen.