Während ihres Praxissemesters 2019/2020 an der ABK Stuttgart ergab sich für die Kollegiatin und Kunstwissenschaftlerin Lisa Braun die einmalige Gelegenheit, mit zwei Studentinnen der Gemälde- und Skulpturenrestaurierung zusammenzuarbeiten, die sich im Rahmen studentischer Projektarbeiten zeitgleich mit der Untersuchung zweier Madonnenskulpturen befassten.
Die Bachelorstudentin Julia Sachse und die Masterstudentin Anna Egeler bearbeiteten in Kooperation mit der Abteilung Restaurierung des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg die beiden spätgotischen Madonnenskulpturen. Diese Skulpturen repräsentieren zwei der erfolgreichsten Ulmer Bildschnitzerwerkstätten um 1500: Die Werkstatt Niklaus Weckmann und die Werkstatt Michel Erhardt. Schon auf den ersten Blick traten erstaunliche Unterschiede zwischen den beiden Skulpturen zu Tage, vor allem in Bezug auf den heutigen Erhaltungszustand und die Herstellung. Hand in Hand arbeiteten die drei Nachwuchsforscherinnen aus den Disziplinen der Konservierung/Restaurierung und der Kunstwissenschaft an der Untersuchung und Erforschung der Madonnenskulpturen. Sie kombinierten kunsttechnologische Ergebnisse mit Provenienzforschung und Stilkritik und konnten so Teile der wechselhaften ‚Madonnenleben‘ rekonstruieren und Rückschlüsse auf Auftrag, Intention und Arbeitsweise der spätmittelalterlichen Künstler ziehen.
Durch die Zusammenarbeit konnten die Blickwinkel beider Disziplinen wechselseitig erweitert und Ergebnisse generiert werden, die eine ganzheitliche Betrachtung und Einordnung der Madonnenskulpturen ermöglichten.