ANALYSE THYSSEN HOCHHAUS, DÜSSELDORF, DE
Analog zur Unité d’habitation als exemplarisches Beispiel eines Wohngebäudes, wurde das Bürohochhaus Dreischeibenhaus in Düsseldorf (bekannt als Thyssen Hochhaus) von den Architekten H. Hentrich und H. Petschnigg, als eines der ersten Bürohochhäuser in Deutschland (1955) untersucht.
Das Dreischeibenhaus ist ursprünglich als Büro- und Verwaltungsgebäude konzipiert, das seinen Namen der Gliederung in drei gegeneinander versetzte schmale Scheiben verdankt. Der Skelettbau mit seiner klar angeordneten Vorhangfassade aus Edelstahl, Aluminium und Glas umfasst in seiner Grundfläche insgesamt 35.000 Quadratmeter. Die mittlere Scheibe ist mit 96 Metern die höchste und beinhaltet 26 Geschosse. In der Fuge zwischen den Scheiben befinden sich die Erschließungsflächen und daran angegliedert liegt der Gebäudekern mit Aufzügen und sanitären Anlagen. Durch diese Anordnung werden die Verkehrsflächen stark minimiert und der Gebäudegrundriss ermöglicht nur eingeschränkt eine freie Aufteilung der Räume, insbesondere in den vorspringenden Endstücken und den obersten Geschossen der mittleren Scheibe. Dennoch lassen sich die Büroflächen sowohl zu Einzelbüros an den Fluren aufteilen bzw. können auch zu Großraumbüros, Sitzungssälen und Gemeinschaftsräumen zusammengefasst werden. Dank dieser Eigenschaft galt das Dreischeibenhaus lange Zeit als Prototyp einer neuen Bürohausarchitektur.
Die bei der Einführung der Case Study gezeigten Analysegrundlagen, wie die Funktionslegende, die Betrachtung im Gebäude Maßstab und die Aufteilung in drei Zeitintervalle anhand schematischer Darstellungen von Nutzungsszenarien (siehe Case Study Living 4.0 #1) gelten gleichermaßen. Überschlägig können durch die exemplarische Betrachtung des Dreischeibenhauses im Gebäude Maßstab folgende Erkenntnisse gezogen werden, die auch auf andere Bürogebäude der Moderne übertragbar sind: nachts und abends gibt es in klassischen Bürogebäuden den größten Leerstand, tagsüber gibt es die stärkste Ausnutzung.
Auf Grundlage der exemplarischen Analyse ist anzunehmen, dass in Bürogebäuden über den Abend und die Nacht ein geschätzter Leerstand von 70-80% besteht. Dies bietet großes Potential für Nutzungsüberlagerungen und Mehrfachnutzungen im Sinne von Space Sharing in Bestandsgebäuden. Tagsüber besteht hingegen eine gute Auslastung der Nutzflächen.