In unserem dritten BA-Semester untersuchten wir das Verschwärzen von Bleiweiß. Dieses historisch gebräuchliche Weißpigment nutzten Künstler häufig in in der Ölmalerei. Aber auch Buchmalereien, frühe Zeichnungen und besonders die Helldunkelzeichnungen um 1500 sind häufig mit Pinsel in Bleiweiß gezeichnet.
Wir stellten zuerst Proben angelehnt an historische Rezepte her. Dazu präparierten wir handgeschöpfte Papiere mit einer aufgestrichenen farbigen Grundierung. Die weiße Farbe stellten wir nach verschiedenen Rezepturen zusammmen. Dabei wurde Bleiweiß und, zum Vergleich, das ebenfalls weiße Pigment Calciumcarbonat sowie Mischungen mit verschiedenen Bindemitteln angemischt. Das Schema wird im zweiten Bild erläutert.
Dann setzten wir die Probenpapiere (hier zu sehen ist nur eines) für 30 Minuten in einer geschlossenen Kammer den Dämpfen von Schwefeldioxid aus und dokumentierten den Fortgang der Verschwärzung. Das Ergebnis ist in diesem Zeitraffer-Video zu sehen.
In dem Video kann man gut Unterschiede in der Reaktion der weißen Pinselstriche auf den Schwefel erkennen. Alle Calciumcarbonatstriche bleiben weiß, die Schwefelbedampfung hat sich nicht sichtbar verändert. Die Bleiweißstriche aber sind dunkler geworden, vor allem in Störleim. Das ist vermutlich auf auf schwefelhaltige Aminosäuren in diesem tierischen Klebstoff zurückzuführen. Das Gummi Arabicum, das aus dem Stamm der Akazienbaums ausgeschieden wird, hat das Pigment besser vor Verschwärzung geschützt. Wir sprechen übrigens von „Bleiweißverschwärzung“ als einem Schadensbild auch dann, wenn das Bleiweiß noch nicht ganz schwarzgrau verfärbt ist.