Der Entwurf erforscht das Phänomen des Alltäglichen in der Architektur, basierend auf der Ausstellung »Super Normal« von Jasper Morrison und Naoto Fukasawa. Für sie verkörpert »Super Normal« den gewöhnlichsten Objekttyp – der Pentelmarker für den Filzstift oder die Bialetti für die Kaffeemaschine. Diese Objekte erfüllen ihre Funktion so selbstverständlich, dass ihr Aussehen nebensächlich ist – sie sind allein dem Gebrauchswert verpflichtet.
Doch was passiert, wenn der Gebrauch wegfällt? Auf der Objektebene wird beobachtet, dass eine Bialetti mit durchgebrannter Dichtung ihren Zweck, Kaffee zu kochen, nicht mehr erfüllt. Sie wird auf den Balkon gestellt, wo sie als Aschenbecher verwendet wird. Die physikalischen Eigenschaften der Kaffeemaschine – Hitzebeständigkeit, Form und Größe – machen sie spontan geeignet für diese neue Funktion. Diese Beobachtung wird auf die Architekturebene übertragen. Die ehemalige Einkaufspassage in der Böblinger Innenstadt verliert ihren ursprünglichen Zweck. Veränderte Anforderungen an die Verkaufsflächen führen zu einer Umgestaltung der Leichtbaustruktur und der öffentlichen Straße. Stühle werden vor die Tür gestellt, und die repräsentative Ladenfläche wird zu einem Vorgarten.
Im Entwurf ‚SuperNormal‘ wird diese Erkenntnis aufgegriffen, und die vorhandene Leichtbaukonstruktion wird als Ausgangspunkt genommen, um das Gebäude von innen heraus in ein Wohngebäude zu transformieren. Die aus der Summe der verschiedenen Läden resultierende »Wackellinie« bildet dabei die architektonisch gestaltete Schwelle zwischen privatem und öffentlichem Raum. Die Ausformulierung dieses Schwellenraums variiert von einfachen Gemeinschaftsräumen bis hin zu Erschießungsräumen, vertikalen Gärten oder produktiven Türmen. Art und Größe der Gemeinschaften sind verhandelbar und werden von den Bewohnern der angedockten Wohnungen festgelegt. In den unteren beiden Geschossen findet ein Umkehrmoment statt, und das nach innen orientierte Gebäude öffnet sich als »Garagenland« zur Stadt.